Borealis-Dünger nicht an Russen, sondern an tschechische Agrofert

Die Europäische Kommission hat die Übernahme des österreichischen Düngemittelherstellers Borealis durch die tschechische Agrofert-Gruppe, die Teil des Treuhandfonds des ehemaligen Ministerpräsidenten Andrej Babis ist, genehmigt. Diese Entscheidung wird die Position von Agrofert in der europäischen Düngemittelindustrie stärken.

Die Europäische Kommission ist zu dem Schluss gekommen, dass die Übernahme den Wettbewerb im EU nicht gefährdet, hieß es in einer Erklärung vom Montag. Gegen den geplanten Kauf gab es Proteste österreichischer Landwirte. 

Ursprünglich sollte die Düngemittelsparte für 455 Millionen Euro an den russischen Konzern EuroChem gehen. Aufgrund der Sanktionen gegen Russland wurde jedoch von diesem Plan abgewichen und Agrofert erhielt den Zuschlag in einer neuen Ausschreibung. 

Die Übernahme von Borealis durch Agrofert ist ein wichtiger Schritt in der Strategie von Agrofert, der führende Düngemittelhersteller in Mitteleuropa zu werden. Der Deal ist jedoch nicht unumstritten, da Babis, der Gründer und frühere Eigentümer von Agrofert, derzeit wegen angeblicher Interessenkonflikte unter Beschuss steht.

Die Genehmigung der Übernahme erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem der europäische Agrarsektor zunehmend unter Druck steht, unabhängiger von Düngemittelimporten zu werden und eine eigene Industrie aufzubauen. Dies liegt unter anderem an den westlichen Sanktionen gegen Russland, die auch zu Problemen beim russischen Export von Düngemitteln in EU-Länder führen.

Mehrere Landwirtschaftsminister betonten am vergangenen Montag, dass die EU-Länder weniger abhängig von Düngemittelimporten sein und eine eigene Industrie haben sollten. Andere hingegen sagen, dass die Landwirtschaft viel weniger chemische Mittel verwenden sollte und dass bereits Gesetze vorbereitet werden.

Einige argumentieren sogar, dass Chemikalien „altmodisch“ seien und dass alternative Lösungen gefunden werden müssten. Sie argumentieren, dass eine Branchenkonsolidierung notwendig ist, um die europäische Düngemittelindustrie zu stärken, da es auch Möglichkeiten gibt, die Abhängigkeit von Düngemitteln durch die Entwicklung alternativer Methoden zur Bodenverbesserung und Düngung zu verringern.