Die Europäische Kommission will die Richtlinie gegen Asbestverschmutzung deutlich verschärfen. Brüssel will den vor fünfzehn Jahren festgelegten Grenzwert um den Faktor zehn verschärfen: von 0,1 auf 0,01 Asbestfasern pro Kubikzentimeter Luft.
Im vergangenen Jahr forderte das Europäische Parlament sogar eine Herabsetzung des Limits um den Faktor 100. EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit sagt, dass es bei so kleinen Werten schwierig wird, die Einhaltung genau zu messen. Gleichzeitig würden die Kosten für Unternehmen stark steigen. Deshalb hält Schmidt jetzt zehnmal strengere Standards für ausreichend.
Mehrere EU-Länder schreiben bereits freiwillig den strengeren Grenzwert von 0,01 vor. Nach dem Schärfen müssen die Arbeiter bessere Schutzkleidung und Atemschutzmasken tragen. Bei der Verarbeitung oder Entsorgung asbesthaltiger Abfälle sollen Schutzfolien die Ausbreitung von Asbestfasern verhindern. Dies geschieht bereits in vielen EU-Ländern.
Asbest ist seit 2005 im EU verboten, trotzdem ist der Stoff in älteren Gebäuden noch vorhanden. Arbeitnehmer sind am stärksten gefährdet, krebserregendem Asbest ausgesetzt zu werden. Es wird bereits als Rohstoff in vielen Produkten verwendet (Bodenbeläge; Hartkunststoffe, hitzebeständige Platten; Bedachungen etc.).
Durch die Verarbeitung entsteht auch eine Gefahr für Mitarbeiter und Umstehende; Ein winziger Asbeststaub, der in die Lunge gelangt, kann noch nach vielen Jahren tödlich sein.
Das Argument der EU-Kommission, tenfold sei streng genug, überzeugt den europäischen Gewerkschaftsbund EGB nicht. Der stellvertretende Chef Claes-Mikael Ståhl beklagt, dass sich der Ausschuss im Streit zwischen Wissenschaftlern und Unternehmenslobbyisten um die richtige Obergrenze „leider auf die Seite der Wirtschaft gestellt“ habe.