Ein französisches Landgericht hat die Provinzregierung der Bretagne aufgefordert, endlich etwas gegen die Nitratbelastung des Bodenwassers zu unternehmen. Die französische Westküstenprovinz hat vier Monate Zeit, konkrete Maßnahmen gegen das ausgedehnte Algenwachstum an der Küste sowie in Flüssen und Kanälen zu ergreifen.
Die Klage wurde von Umweltschützern und ökologischen Gruppen eingereicht. Der übermäßige Einsatz von Düngemitteln und Chemikalien in der Landwirtschaft führe zu erhöhten Nitratwerten im Grund- und Oberflächenwasser, kam das Verwaltungsgericht außerdem zu dem Schluss.
Das schnelle Algenwachstum in Gräben und Flüssen hat nicht nur ökologische Auswirkungen, sondern auch wirtschaftliche Folgen für Fischerei und Tourismus. Die zahlreichen Algenblüten verringern den Sauerstoffgehalt im Wasser, was die Gewässerökosysteme schädigt und die Fischbestände gefährdet. Darüber hinaus habe es Auswirkungen auf die Attraktivität des Küstengebiets für Touristen, so die regierenden Staaten.
Die Umweltorganisation Eaux et Rivières de Bretagne bezeichnete das Urteil als wichtiges Signal. Die Organisation stellte fest, dass der französische Staat seit mehr als einem Jahrzehnt erfolglos versucht, die Nitratbelastung durch freiwillige Maßnahmen zu reduzieren. Ihrer Meinung nach ist der derzeitige Ansatz nicht ausreichend. Umweltschützer sagen, ähnliche Strafen seien bereits in den Jahren 2009, 2012 und 2021 verhängt worden.
Als Reaktion auf das Urteil erklärte die Provinzregierung der Bretagne, dass sie die Dringlichkeit des Problems verstehe und entschlossen sei, Maßnahmen zu ergreifen. Es ist noch unklar, welche konkreten Maßnahmen die Provinz ergreifen wird.
Der regionale Fall hat auch umfassendere Auswirkungen auf den Rest Frankreichs und andere EU-Länder, die mit ähnlichen Umweltproblemen konfrontiert sind. Die Klage zeigt, dass der Druck beider Bürgergruppen und der EU selbst, strenge Umweltauflagen einzuhalten, zunimmt.
Europäische Richtlinien verpflichten EU-Länder dazu, Maßnahmen zur Verringerung der Nitratverschmutzung zu ergreifen, beispielsweise durch die Reduzierung von Agrarchemikalien und der Mistausbringung.
Länder wie die Niederlande, Deutschland und Irland wurden im vergangenen Jahr bereits mit EU-Sanktionen wegen Nichteinhaltung dieser Richtlinien belegt. Frankreich wurde außerdem von der Europäischen Kommission aufgefordert, die Einhaltung der Umweltgesetze genauer zu überwachen.