Die deutschen Milch- und Fleischexporte spüren bereits die Folgen der Maul- und Klauenseuche

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Der deutsche Milch- und Fleischhandel spürt bereits jetzt die Folgen des erneuten Auftretens der Tierseuche Maul- und Klauenseuche (MKS) in der Nähe von Berlin. Dadurch hat das Land seinen internationalen MKS-freien Status verloren, was Nicht-EU-Länder wie Südkorea, Mexiko und das Vereinigte Königreich dazu veranlasst, alle Importe deutscher Fleisch- und Milchprodukte einzustellen. 

Das britische Einfuhrverbot betrifft nicht nur die Einfuhr lebender Tiere wie Rinder, Schweine und Schafe, sondern auch Frischfleischprodukte. Für Deutschland ist das ein schwerer Schlag, denn Großbritannien ist ein wichtiger Handelspartner für Agrarprodukte. Damit wird die deutsche Fleischindustrie in den nächsten drei Monaten rund 20 Prozent ihres Absatzmarktes verlieren.

Das bedeutet, dass große Fleischmengen nun neue Abnehmer in Europa finden müssen. Der große dänische Fleischkonzern Danish Crown betreibt in Deutschland einen Schweineschlachthof und zwei Rinderschlachthöfe. Nach Angaben des Schlachtunternehmens sind die Rindfleischexporte aus Deutschland in Länder außerhalb Europas inzwischen fast vollständig zum Erliegen gekommen. 

Der Vorstand des größten deutschen Schlachtunternehmens Tönnies rechnet kurzfristig mit einem Umsatzverlust von einer halben Milliarde Euro für die Fleischindustrie und einem Einbruch der Erzeugerpreise. Die deutschen Schweinehalter sind jedoch wenig beeindruckt, da ihre Exporte in Nicht-EU-Länder aufgrund der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland bereits weitgehend zum Erliegen kommen.

Um das betroffene Unternehmen im Osten Deutschlands wurde eine drei Kilometer lange Schutzzone eingerichtet, in der ein Transportverbot für Nutztiere und deren Produkte gilt. Darüber hinaus wurde ein Überwachungsbereich im Umkreis von zehn Kilometern eingerichtet. Der Veterinärausschuss der Europäischen Kommission hat am Dienstag die Maßnahmen der Bundesländer gegen den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche genehmigt. 

Aufgrund der EU-Genehmigung der Schutzzone, des Transportverbots und der Keulung beim betroffenen Unternehmen kann der deutsche Milch- und Fleischhandel innerhalb der 27 EU-Länder weitergeführt werden. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir nannte es eine „gute Nachricht“ für die Branche, dass Brüssel die Zone um das Krisengebiet nicht ausgeweitet habe. 

In der Europäischen Union wird die Gefahr der Maul- und Klauenseuche seit den 1990er Jahren wirksam gebannt. Auch bei Tiergesundheitsorganisationen hat Deutschland seit Jahrzehnten den Status „Frei von Maul- und Klauenseuche ohne Impfung“. Doch seit letztem Freitag ist damit Schluss.