In den kommenden Wochen wird die neue europäische Agrarpolitik auf den Weg gebracht

Ob der Green Deal und die europäische Klimapolitik gebremst werden, könnte sich in wenigen Wochen zeigen. Es besteht keine Notwendigkeit, acht Monate auf die Ergebnisse der Europawahl im Juni 2024 zu warten.

Doch die Konturen einer anderen europäischen Agrarpolitik werden nicht nur durch den Green Deal, Umwelt und Klima bestimmt. Zu Beginn des Europawahlkampfs gibt es bereits mindestens acht Themen, die als Orientierung für die zukünftige EU-Landwirtschaft dienen könnten.

Die erste Überlegung ist die Ernennung des niederländischen Ministers Wopke Hoekstra zum neuen Klimakommissar. Er hat noch ein „hartes“ Vorstellungsgespräch in Straßburg vor sich, voraussichtlich im Oktober, wahrscheinlich beim Umweltausschuss des Europäischen Parlaments.

Sollte ihm das nicht gelingen, kann dies als Signal interpretiert werden, dass das Europäische Parlament am „grünen“ Klimakurs von Frans Timmermans festhalten will. Wenn EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zustimmt, kann sie dies bereits am kommenden Mittwoch in ihrer jährlichen Rede zur Lage der Union kundtun.

Von der Leyen steht unter dem Druck ihrer eigenen Christdemokraten, die weniger Green Deal und Umwelt und mehr Landwirtschaft und ländliche Gebiete wollen. Höchstwahrscheinlich will sich Von der Leyen nicht die Finger verbrennen, sonst könnte sie sich für einen „Flug nach vorne“ entscheiden.

Abgesehen davon bleibt abzuwarten, ob die Brüsseler Politik den Konflikt zwischen dem (polnischen) Agrarkommissar Janus Wojciechowski und den anderen 26 Kommissaren beruhigen kann. Er hat seine eigene Strategie, wenn es um den Export von ukrainischem Getreide in EU-Häfen geht. Dieser Streit innerhalb des Kommissionsteams von der Leyen könnte durchaus zu einer Frage des Scheiterns oder Scheiterns werden.

Darüber hinaus muss von der Leyen eine Woche später (19. September) auf einer EVP-Konferenz in ihrem „eigenen“ deutschen Bundesland Bayern eine Rede „über die Zukunft der Landwirtschaft“ halten. Am 8. Oktober finden in dem eher konservativen süddeutschen Bundesland Landtagswahlen statt.

Das Ergebnis könnte ein Signal dafür sein, inwieweit ein rechterer, agrarischerer Kurs zur Rückkehr entlaufener CDU/CSU-Wähler führen wird. Laut Meinungsumfragen würde es in den EU-Ländern zu einer Rechtsverschiebung kommen, in Spanien stellte sich jedoch kürzlich heraus, dass dies nicht der Fall ist.

Eine Woche später (15. Oktober) finden in Polen Parlamentswahlen statt, bei denen es ebenfalls fast ausschließlich um ländliche Gebiete und die Landwirtschaft gehen wird. Auch hier stellt sich die Frage, ob enttäuschte Landbewohner und Bauern zur konservativ-nationalistischen PiS-Koalition „zurückkehren“. Die ukrainische Getreidefrage, eine drohende Grenzblockade und der rebellische EU-Kommissar Wojciechowski sind die Zündschnüre im Pulverfass. 

Und einige Wochen später (22. November) finden in den Niederlanden Parlamentswahlen statt. Auch hier stellt sich (teilweise) die Frage, ob abgewanderte CDA-Mitglieder zurückkehren oder ob ausgeschiedene Wähler bei neuen Parteien und neuen Politikern Zuflucht suchen. Nun werden die Ergebnisse der Wahlen in Bayern, Polen oder den Niederlanden nicht wirklich ausschlaggebend für die EU-Politik sein, aber sie sind ein möglicher Indikator.

Viel entscheidender ist die Frage, ob die Agrargroßmacht Ukraine in die Europäische Union aufgenommen wird. Die Verhandlungen hierzu beginnen am 16. Dezember. Zehn Länder sind für die EU-Mitgliedschaft nominiert; Einige wurden jahrelang in Schach gehalten.

Die EU-Länder müssen bald entscheiden, ob die EU zunächst ihr eigenes Haus in Ordnung bringen soll. Das war bereits mehr oder weniger vereinbart worden, nachdem die Briten „weggegangen“ waren. Wenn das EU der Ukraine beschleunigten vorrangigen Zugang gewährt, wird dies zweifellos Konsequenzen für die gemeinsame Landpolitik haben, unabhängig davon ...