Die polnische Landwirtschaft wird innerhalb von zehn Jahren von der Ukraine überrannt werden, wenn polnische Politiker nicht eine andere Agrarpolitik wie die wiedeweerga entwickeln. Die polnische Landwirtschaft werde sicherlich verdrängt, wenn die benachbarte Ukraine in einigen Jahren in die Europäische Union aufgenommen werde, warnt der polnische Agrarökonom Grzegorz Brodziak.
Den derzeitigen Kurs, rund eine Million polnische Hobbybauern weiterhin zu subventionieren, aber nicht in Modernisierung und Innovation zu investieren, bezeichnet der Agrarspezialist als katastrophal. Ein neues Visionsdokument von Brodziak dient der polnischen Regierung und den politischen Parteien als Expertenrat.
Diese landwirtschaftliche Vision wird am 12. September (einen Monat vor den Parlamentswahlen) auf einer landesweiten Konferenz der polnischen Wirtschaftszeitung diskutiert Rzeczpospolita und der Verband polnischer Ökonomen.
Brodziak ist ein Agrarökonom, der mit dieser Denkfabrik verbunden ist. Darüber hinaus ist er stellvertretender Vorsitzender des Polnischen Landwirtschaftsverbandes und außerdem stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Verbandes der Schweinefleisch-Arbeitgeber und -Produzenten Polpig. Er leitet außerdem eine polnische Organisation für biologische und nachhaltige Landwirtschaft.
Der Kern des Berichts besteht darin, dass es in Polen zwar 1,3 Millionen „Landwirte“ gibt, die (Mit-)Eigentümer eines Grundstücks sind, aber nur wenige Hunderttausend echte Landwirte tatsächlich landwirtschaftliche Produkte auf den Markt liefern.
Die sogenannten Hobbylandwirte behalten ihr (meist: geerbtes) Grundstück, weil sie dadurch Anspruch auf Prämien und Subventionen aller Art haben. Ihr Land wird von den Pächtern hauptsächlich zur Deckung des eigenen (Familien-)Bedarfs genutzt, was in der Agrarstatistik kaum berücksichtigt wird.
Brodziak weist darauf hin, dass die regierende PiS-Partei „Recht und Gerechtigkeit“ dieses System weiterhin verteidigt und so die Landbevölkerung (vierzig Prozent der polnischen Einwohner!) freundlich hält. Sie nennen es „am Boden kleben“. Infolgedessen sei seiner Meinung nach wenig getan worden, um die polnische Landwirtschaft durch Innovation auf die Zukunft vorzubereiten.
Im Gegensatz zu Polen wurden in den letzten Jahren viele ehemalige ukrainische Staatsunternehmen mit Staatsgeldern in große „moderne“ Unternehmen umgewandelt. Damit ist ein Drittel der ukrainischen Agrarfläche so groß wie die gesamte polnische Landwirtschaft. Auch die modernisierte polnische Großmilchindustrie werde sich mit der Konkurrenz ihrer Nachbarn auseinandersetzen müssen, sagt Brodziak.
Der polnische Agrarökonom hat auch eine Warnung für andere landwirtschaftlich exportierende EU-Länder parat. Die Aufnahme der Ukraine in das EU würde normalerweise viele Jahre dauern, und die EU-Länder würden vorsorglich Hunderte von Bedingungen und Vorschriften anhängen.
Doch aufgrund des Russlandkrieges hat Brüssel der Ukraine bereits Tür und Tor geöffnet: Die Verhandlungen beginnen am 16. Dezember. Die Ukraine wird dann sofort das größte EU-Land sein und in kürzester Zeit zum größten Agrarproduzenten heranwachsen können.