Bosnien-Herzegowina erfüllt genügend europäische Regeln und Kriterien, um mit Brüssel über den Beitritt zur Europäischen Union verhandeln zu dürfen. Zu diesem Schluss ist die Europäische Kommission gekommen, die den EU-Regierungschefs nun vorschlägt, diesbezügliche Verhandlungen mit Sarajevo aufzunehmen.
Dieser Vorschlag kommt nach einer Zeit jahrelanger Unsicherheit über den Fortschritt des EU-Erweiterungsprozesses, insbesondere im Vorfeld der bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni.
Lange Zeit gab es Stimmen in EU-Ländern, dass nach dem (Brexit-)Austritt Großbritanniens aus der EU erst einmal die eigene Organisation in Ordnung gebracht werden müsse, bevor neue Mitgliedsstaaten aufgenommen werden könnten. Auch aus diesem Grund mussten die Anträge mehrerer Balkanländer jahrelang auf ihre Genehmigung warten.
Diese Nachricht über die mögliche Aufnahme von Bosnien und Herzegowina kommt zu einem Zeitpunkt, an dem mehrere europäische Staats- und Regierungschefs nun eine Beschleunigung des Erweiterungsprozesses fordern, nachdem Anfang des Jahres beschlossen wurde, die Aufnahme der Ukraine so schnell wie möglich abzuschließen von Moldawien und Georgien.
Der russische Krieg gegen die Ukraine führt dazu, dass immer mehr EU-Politiker der Meinung sind, dass die europäischen Länder ihre Kräfte stärker bündeln und eine Gegenmacht gegen Moskau bilden sollten.
Über den Zeitpunkt einer möglichen Aufnahme der Ukraine bzw. Bihacs (= Bosnien-Herzegowina) oder anderer Bewerber ist noch unklar. Auf dem europäischen Gipfel werden dazu richtungsweisende Aussagen gemacht, aber keine konkreten Entscheidungen getroffen.
Dennoch sind die EU-Führer nun bereit, die Tür zu Beitrittsverhandlungen mit Bosnien und Herzegowina zu öffnen und das Land der EU-Mitgliedschaft einen Schritt näher zu bringen. Dieser Schritt gilt als Anerkennung der Fortschritte, die Bosnien und Herzegowina bei der Umsetzung von Reformen und der Erfüllung der EU-Kriterien erzielt hat.
Der bosnische Minister Fajon betonte im Europäischen Parlament, dass der Ausbau des EU angesichts der anhaltenden Westexpansion Russlands eine geostrategische Notwendigkeit für Brüssel sei. Er erklärte, dass der Erweiterungsprozess nicht nur für die Kandidatenländer, sondern auch für die Stabilität und den Wohlstand der Europäischen Union insgesamt von Vorteil sei.