Die 27 EU-LNV-Minister können seinen Plan für eine zusätzliche Einkommensunterstützung für Landwirte am Dienstag mit Landwirtschaftskommissar Janus Wojciechowski erörtern. Am vergangenen Freitag schlug er vor, 1,4 Milliarden Euro aus der zweiten Säule des ländlichen Fonds EU bereitzustellen, um teure Energie und Düngemittel zu kompensieren.
Die LNV-Minister und das Europäische Parlament müssen mit dieser zusätzlichen Unterstützung noch einem beschleunigten Verfahren zustimmen. Zuvor hatte Brüssel 500 Millionen Euro aus dem landwirtschaftlichen Notfonds freigegeben. Das Thema steht nicht auf der offiziellen Agenda, sondern wird als „aktuelles Thema“ behandelt.
Dies gilt auch für den unerwarteten Ministerwechsel in Frankreich. Am vergangenen Wochenende wurde der aktuelle Landwirtschaftsminister Julien Denormandie durch den Neuzugang Marc Fesneau ersetzt. Als eine seiner ersten Amtshandlungen wird er am Dienstag das EU-Treffen in Brüssel leiten. Es wird auch sein letztes Treffen als Präsident sein, da die Tschechische Republik am 1. Juli die rotierende EU-Präsidentschaft von Frankreich übernehmen wird.
Die LNV-Minister werden am Dienstag auch eine Klarstellung von Kommissar Wojciechowski über den von Frans Timmermans am Mittwoch vorgestellten Plan für eine „unabhängige“ europäische Energiepolitik verlangen.
Um das EU unabhängiger von fossilen Brennstoffen, insbesondere aus Russland, zu machen, will Brüssel die Produktion von Biogas deutlich steigern. Timmermans sieht eine Rolle für neue Entwicklungen auf dem Land, über die sich auch Wojciechowski positiv äußerte.
Um in wenigen Jahren weitere 35 Milliarden Kubikmeter produzieren zu können, werden nach Brüsseler Schätzungen 37 Milliarden Euro benötigt. Diese will Brüssel größtenteils aus Rücklagen des großen Corona-Wiederaufbaufonds bezahlen. Nach Ansicht von Timmermans dürfen die EU-Staaten auch 7,5 Milliarden Euro aus der zweiten Säule der GAP zur Finanzierung nutzen.
Aber nicht iedereen in der europäischen Arena reagiert darauf positiv. So ringt der deutsche (Grüne) Landwirtschaftsminister Cem Özdemir mit der Frage, ob landwirtschaftliche Flächen nur für die Produktion menschlicher Nahrung oder auch für Tierfutter oder auch als Brennstoff zur Energiegewinnung genutzt werden sollen.
Und die einflussreiche deutsche Europaabgeordnete Simone Schmiedtbauer (EVP) glaubt, dass in Brüssel Klima oder Umwelt (und in diesem Fall: Energie) nichts über GAP-Gelder zu sagen haben.