Der Europaabgeordnete Bas Eickhout (GroenLinks) bezeichnet das neue europäische Agrarabkommen als verpasste Chance für eine nachhaltige Klimapolitik und eine gesunde Landwirtschaft der Zukunft. Die neue GAP (2021-2027) wird am kommenden Dienstag in Straßburg verabschiedet.
Eickhout glaubt, dass die Umweltziele des Green Deal und die F2F-Nahrungsmittelstrategie so minimal und unverbindlich in die neue GAP aufgenommen wurden, dass in den meisten EU-Ländern zu wenig daraus wird. Zudem seien den Bundes- und Landesregierungen nach Ansicht der Grünen so viele Aufgaben, Kontrollen und Befugnisse übertragen, dass eine zeitnahe Anpassung schwierig sei.
In einem Interview mit der landwirtschaftlichen LTO-Wochenzeitung Nieuwe Oogst sagt Eickhout, dass die Niederlande und die LTO zu viel in Flexibilität pro Land und niedrige Standards im EU investiert haben. „In den 27 EU-Ländern wird es bald ein Rennen nach unten geben. In vielen Ländern wird die Messlatte so niedrig wie möglich angesetzt.“
„Wir wissen seit Jahren, dass sich in der Landwirtschaft viel ändern muss. Remkes sagte schon, dass alles nicht mehr möglich sei. Gerade ein modernes und gut organisiertes Agrarland wie die Niederlande hätte Interesse an einer überzeugenderen zukunftsorientierten europäischen Agrarpolitik. Mit dieser unverbindlichen Kappe wird daraus nichts“, sagt Eickhout.
Nicht nur die Grünen, sondern auch Umweltorganisationen wie Greenpeace und die Klimajugend von Greta Thunberg finden den GAP-Kompromiss viel zu mager und inakzeptabel. Sie glauben, dass die Landwirtschaft auf den Einsatz von chemischen Unkrautvernichtern und Wachstumsförderern verzichten sollte.
„2019 haben die europäischen Wähler für einen klimafreundlichen, grünen Wandel gestimmt. Ursula von der Leyen und ihre Kommissare sprachen dann große Worte über einen europäischen Green Deal. Aber jetzt stimmen sie einfach einer völlig veralteten europäischen Agrarpolitik zu. Der EU unterstützt nach wie vor die industrielle Intensivtierhaltung. Es wird die Landwirte weiterhin ermutigen, synthetische Pestizide zu verwenden", so der GroenLinkser.
Die niederländische Europaabgeordnete Anja Hazekamp (Partei für die Tiere) wird bei der Abstimmung am Dienstag einen Änderungsantrag einreichen, um die neue GAP mit rund 270 Milliarden Euro an europäischen Agrarsubventionen vom Tisch zu bekommen.
In den kommenden Jahren werden jährlich rund 54 Milliarden Euro EU-Steuergelder für Agrarsubventionen ausgegeben. Davon profitieren insbesondere die Intensivlandwirtschaft und die Tierhaltung. Dies führt ihrer Meinung nach direkt zu Biodiversitätsverlust, Wasser- und Luftverschmutzung, Treibhausgasemissionen und inakzeptablen Schäden für den Tierschutz.
Megaställe und großflächiger Ackerbau, wo viel Dünger u. Auch die Bedingung, spezifische Subventionen für die Zucht von Kampfstieren einzustellen – eine Forderung, die das Europäische Parlament nach einer Änderung der Partei für die Tiere und GroenLinks gestellt hat – wurde von den EU-Mitgliedsstaaten aus dem Abkommen gestrichen. Infolgedessen dürften die Länder weiterhin Stierkämpfe mit EU-Geld subventionieren.
„Ein Übergang zu einem fairen, gesunden, tier- und umweltfreundlichen Lebensmittelsystem ist unerlässlich, um die globale Klima- und Biodiversitätskrise zu bewältigen. Die Agrarpolitik muss darauf ausgerichtet sein, diesen Übergang tatsächlich in Gang zu setzen. Die aktuelle Agrarpolitik untergräbt Ambitionen in den Bereichen Natur, Umwelt, Klima und Tierschutz. Es gibt zu viele Schlupflöcher in diesem Gesetz; die Subventionierung schädlicher Aktivitäten wird fortgesetzt, wenn diese Agrarpolitik angenommen wird“, sagt Hazekamp