EU-Landwirtschaftskommissar Wojciechowski glaubt, dass das EU einen größeren Krisenfonds braucht, um Katastrophen zu bewältigen. Der aktuelle Katastrophenfonds sei seiner Meinung nach nur geeignet, die Schläge kleinerer Marktstörungen und -umwälzungen aufzufangen.
Die Corona-Krise und der Krieg Russlands gegen die Ukraine zeigen, dass der Krisenfonds nur nebenbei und in begrenztem Umfang eingesetzt werden kann.
Bei einem Treffen mit dem Europaparlament in Straßburg sagte Wojciechowski, die EU-Staaten selbst seien bei der Vergabe von Krisenhilfe besser aufgestellt als die Kommission. Das EU hat die Regeln erweitert, die es den EU-Ländern erlauben, ihre Industrien beiläufig finanziell zu unterstützen. Die neue Agrarpolitik eröffnet auch Möglichkeiten für nationale Abweichungen.
Gleichzeitig sagte Wojciechowski, dass er erwäge, die Krisenreserve noch in diesem Jahr wieder zu öffnen, aber die EU-Staaten müssten dem zustimmen und auch selbst Gelder freimachen. Dass Krisenhilfe im Maßstab EU höchstens ein Tropfen auf den heißen Stein sein wird, hat er bereits deutlich gemacht (ua bei Vogelgrippe und Schweinepest). Bei einer Aufteilung auf alle Landwirte im EU stünden pro Betrieb nur etwa 50 Euro zur Verfügung.
Ein viel größeres Problem, so Wojciechowski, stellt für viele Landwirte die steigende Inflation dar. Diese Inflation sei nicht in allen Mitgliedstaaten gleich, was Gegenreaktionen aus Brüssel erschwere. Ungarische Landwirte sind derzeit am stärksten von Preiserhöhungen betroffen. Schwierig ist die Lage auch in den baltischen Staaten sowie in Rumänien und Bulgarien.
Aufgrund der hohen Inflation und deren Auswirkungen auf die europäische Landwirtschaft sollte der europäische Agrarhaushalt in der neuen Langfristschätzung deutlich erhöht werden, sagte Wojciechowski im Europaparlament. Dieses neue Mehrjahresprogramm wird erst 2028 in Kraft treten, wenn nach den Wahlen 2024 eine neue Kommission eingesetzt wird. Das derzeitige Team der Aufsichtsräte beabsichtigt jedoch, „ihre Budgets an die neue Realität anzupassen“.
Das derzeitige Agrarbudget (270 Milliarden Euro) macht etwa ein Drittel des gesamten EU-Budgets aus. Dieses Budget wurde jedoch in den letzten Monaten aufgrund der grassierenden Inflation erheblich aufgebraucht.Nach Ansicht des EU-Landwirtschaftschefs ist ein größeres Budget erforderlich, um die Ernährungssicherheit für die Europäische Union zu gewährleisten sowie die Landwirtschaft, die Umwelt und die ländlichen Gemeinden zu schützen.