Niederländische Parlamentarier haben bei der Europäischen Kommission ein Verfahren zur Offenlegung aller Dokumente und Korrespondenz über den umstrittenen Passhandel von Malta, Bosnien und Zypern eingeleitet. Der Verkauf von Pässen durch besonders Kleinstaat Malta ist ihnen ein Dorn im Auge.
Die niederländischen Politiker sowohl der Regierungsparteien als auch der Oppositionsparteien hatten zunächst gehofft, Antworten auf ihre Fragen von der Regierung in Den Haag zu erhalten. Da die niederländischen Minister in Brüssel offenbar keinen Zugang zu diesen Informationen hatten, haben sie sich jetzt in Brüssel auf Offenlegungsverfahren berufen. Die Europäische Kommission muss alle Dokumente zum umstrittenen Handel mit Pässen von EU-Mitgliedstaaten gemäß ihrer WOB-Anfrage veröffentlichen.
Die Niederländer ersuchen auch um Korrespondenz mit anderen Bewerberländern. Albanien hat unter anderem bereits angekündigt, Pässe im Hinblick auf einen möglichen Beitritt zum EU zu verkaufen. Das Europäische Parlament in Straßburg wurde ebenfalls mehrmals aufgefordert, den Verkauf einzustellen, aber das EU befasst sich nicht mit der Ausstellung nationaler Pässe, obwohl diese im gesamten EU rechtliche Auswirkungen haben.
Bosnien und Zypern und Malta EU bieden kaufen Pässe für viel Geld. Jeder, der einen solchen Pass in einem EU-Land kauft, wird zum EU-Staatsbürger mit allen damit verbundenen Vorteilen und zusätzlich zum Wohnsitz in diesem Land. Der Passhandel zieht unter anderem reiche, aber auch verdächtige Investoren aus Russland, dem Nahen Osten und China an. Mit einem EU-Pass können sie beispielsweise strengen Kontrollen durch Banken entgehen.
Die niederländischen Parlamentarier betonen die großen Gefahren des Passhandels. Malta liefert für 900.000 Euro ein derart begehrtes Dokument an iedereen, dass es sich leisten kann. Sie können dann ungehindert durch Europa reisen. "Als EU sind Sie so stark wie Ihr schwächstes Glied", sagt CDA-Abgeordneter Pieter Omtzigt.
Im vergangenen Jahr untersuchte Investigation als Mitglied des Europarates in Zusammenarbeit mit europäischen Parlamenten den Mord an einem maltesischen investigativen Journalisten, der die enge Beziehung zwischen maltesischen Kriminellen und maltesischen Politikern offengelegt hatte. Der Verkauf von Pässen war nur ein Teil davon. Der Bericht von Omzigt trug dazu bei, dass in Malta endlich ein Prozess gegen die Mörder und ihre Chefs hinter den Kulissen eingeleitet wurde. Sogar der maltesische Premierminister musste schließlich zurücktreten.
Die Europäische Kommission hat mitgeteilt, dass sie innerhalb von 15 Tagen auf die Aufforderung zur Offenlegung aller Dokumente im Zusammenhang mit dem Passhandel antworten wird.