Russische Lobbyisten im EU-Parlament nicht mehr willkommen

Russische Lobbyisten dürfen die Räumlichkeiten des Europäischen Parlaments nicht mehr betreten. Diese Entscheidung traf letzte Woche die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, nach wochenlangen ergebnislosen Verhandlungen mit der Europäischen Kommission und dem Ministerrat über ein gemeinsames Verbot.

Sowohl die Kommission als auch das Parlament wollten, dass die russischen Vertreter weg sind, aber unter der französischen EU-Präsidentschaft gab es Widerstand vom Rat. Weil noch keine gemeinsame Entscheidung in Sicht ist, hat das Europaparlament am Donnerstag den Alleingang beschlossen. Die Entscheidung kommt, nachdem die Grünen zusammen mit anderen politischen Fraktionen dazu aufgerufen hatten.

Die Entscheidung zwingt Dutzende russischer Unternehmen und Agenturen, ihre Büros in den Gebäuden EP in Brüssel und Straßburg zu schließen. Angesichts dessen, was jetzt passiert, können wir diesem Thema nicht mehr ausweichen, hieß es.

Die Europäische Union hat am Freitag ihr sechstes Sanktionspaket gegen Russland verhängt. Dabei geht es nicht nur um einen Ausstieg aus russischen Ölimporten, sondern auch um Sanktionen gegen Kreml-toplieden. Aleksandra Melnishenko, die Frau des zuvor sanktionierten russischen Milliardärs Andrej Melnishenko, wurde nun ebenfalls auf die schwarze Liste gesetzt. Laut Reuters hatte er seine Geschäfte auf sie übertragen, um den geschäftlichen Schaden zu begrenzen.

„Es gibt immer noch zu viele Komplizen Putins außerhalb des Geltungsbereichs der europäischen Sanktionen gegen Russland“, sagt der niederländische Europaabgeordnete Peter van Dalen (ChristenUnie). Zusammen mit zwei Kollegen aus Litauen stellte er dazu Fragen an den Auslandsbeauftragten der Europäischen Kommission, Josep Borrell.

Noch stehen nicht alle Russen, die mit dem Regime von Präsident Putin in Verbindung stehen, auf der europäischen Sanktionsliste. Dies geht aus einer Liste hervor, die von der erstellt wurde Anti-Korruptions-Stiftung, eine Organisation, die vom russischen Oppositionsführer Alexei Nawalny gegründet wurde, der derzeit in Russland inhaftiert ist.

Diese Liste enthält 6.000 Personen, die mit Wladimir Putin in Verbindung stehen. Dazu gehören Mitglieder staatlicher Stellen wie Ministerien und des Sicherheitsrates, staatliche Medien, Banker sowie regionale und lokale Politiker. Laut dem Stiftung Diese Menschen tragen durch ihre engen Verbindungen zum Putin-Regime zum Krieg in der Ukraine bei. Van Dalen findet dies sowohl unverständlich als auch ungerechtfertigt und verlangt daher von Borrell eine Klarstellung.

Das Europäische Parlament ist auch der Meinung, dass der „Verkauf“ europäischer Pässe an wohlhabende Russen beendet werden sollte. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine haben das Vereinigte Königreich, Malta, Bulgarien, Portugal, Griechenland und die Tschechische Republik diese Verfahren ausgesetzt. Doch das Europäische Parlament will noch einen Schritt weiter gehen und die Programme komplett verbieten.