Mitte-Koalition im Europäischen Parlament einigt sich auf neue EU-Kommissare

Die Fraktionsvorsitzenden im Europäischen Parlament haben sich auf die Ernennung neuer EU-Kommissare geeinigt. Diese Vereinbarung zwischen den Sozialdemokraten (S&D), den Christdemokraten (EVP) und den Liberalen (Renew) stellt eine Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit in der vorangegangenen Verwaltungsperiode dar. 

Die Einigung kam nach wochenlangen Verhandlungen zustande, bei denen Wünsche und Interessenkonflikte sorgfältig abgewogen werden mussten. Die Verhandlungen drehten sich hauptsächlich um einige umstrittene Kandidaten, etwa um den des rechtsradikalen italienischen Ministers Fitto und den Kandidaten des russlandfreundlichen Ungarn.

S&D und Renew verweigerten dem EVP-Haus die Zustimmung von sechs Kandidaten, weil sie zunächst Garantien von der EVP-Fraktion verlangten, dass sie in den kommenden Jahren keine Abstimmungsvereinbarungen mit den rechten und rechtsextremen Fraktionen im Europaparlament treffen würden. Hierzu wurde lediglich eine unverbindliche Formulierung abgegeben.

Ein wichtiges Ergebnis ist, dass Litauen in der Person von Andrius Kubilius das neue Verteidigungsressort erhält. Angesichts der geopolitischen Spannungen mit Russland und der Rolle des EU bei der Unterstützung der Ukraine ist dies eine strategische Entscheidung. Slowenien beliefert Marta Kos, die für den Ausbau des EU verantwortlich sein wird, mit Schwerpunkt auf Kandidatenländern wie der Ukraine, Moldawien und dem Westbalkan. 

Der Pole Piotr Serafin übernimmt das entscheidende Budgetressort. Dies ist von großer Bedeutung, da die EU komplexe Verhandlungen über den mehrjährigen Haushalt führt. Polen als größtes Land innerhalb der EVP hat in dieser Diskussion eine starke Position, während südeuropäische Länder wie Spanien und Italien eine solche haben Gleichzeitig erhielten sie prominente Wirtschaftsressorts.

Die Folgen sind für Ungarn weniger günstig. Olivér Várhelyi, der Kandidat von Viktor Orbán, wird für das Gesundheitswesen und den Tierschutz zuständig sein. Teile dieses Pakets wurden an andere Kommissare übertragen. Dies wird von Analysten als Signal des Misstrauens gegenüber der ungarischen Regierung interpretiert, die häufig mit der EU wegen demokratischer Werte und Rechtsstaatlichkeit in Konflikt gerät. 

Diese Einigung ebnet den Weg für eine rasche Billigung der neuen Kommission durch das Europäische Parlament nächste Woche in Straßburg. Die neue Kommission wird voraussichtlich ab dem 1. Dezember ihre Arbeit aufnehmen.