Die Abschaffung der Höchstpreise für Lebensmittel in Kuba wird dem Wachstum des kubanischen Agrarsektors zugute kommen. Die staatlich auferlegten Preisobergrenzen haben viele Landwirte der landwirtschaftlichen Genossenschaften bisher davon abgehalten, mehr Nahrungsmittel zu produzieren.
Indem die Behörden nun Angebots- und Nachfragepreise zulassen, geben sie ihre Bemühungen zur Eindämmung der Inflation auf. Die kubanische Wirtschaft wurde im vergangenen Jahr schwer getroffen, hauptsächlich aufgrund des Zusammenbruchs des Tourismus, der normalerweise ein Drittel der nationalen Einnahmen ausmacht. Zudem verloren viele Arbeiter krankheitsbedingt ihren Arbeitsplatz.
Nach höchst ungewöhnlichen Demonstrationen und Demonstrationen verärgerter Kubaner wurden letzten Monat wirtschaftliche "Modernisierungen" angekündigt. Teilweise als Reaktion auf die Proteste haben die kubanischen Behörden nun das Tempo der Wirtschaftsreformen erhöht.
Eine der am meisten erwarteten Reformen ist, dass nun auch private kleine und mittlere Unternehmen offiziell zugelassen werden und damit ihre langjährige Rechtsunsicherheit über ihre Daseinsberechtigung beendet wird.
Das Kleingedruckte dieser Reformen wurde noch nicht veröffentlicht, sodass die genauen Auswirkungen auf den Agrarsektor noch abzuwarten sind. Gleiches gilt für Anfang des Jahres angekündigte Reformen wie die Gründung einer Agrarbank und mehr Möglichkeiten zur Gründung von (kleinen) Privatunternehmen.
Ein wichtiger Stolperstein bleibt, dass kubanische Bauern nach wie vor nicht selbstständig ohne das Eingreifen der bürokratischen Staatsunternehmen importieren und exportieren dürfen. Auch viele ausländische Banken zögern wegen des immer noch bestehenden US-Boykotts gegen Kuba, Geschäftsaktivitäten in Kuba zu finanzieren.
Dennoch sehen viele die Wirtschaftsreformen als einen weiteren Schritt in Richtung einer stärker marktorientierten Wirtschaft. Nach Ansicht von Agrarexperten der niederländischen Botschaft in Havanna schaffen diese Reformen längerfristig auch neue Geschäftsmöglichkeiten für niederländische Agrar- und Ernährungsunternehmen.