Neue wissenschaftliche Erkenntnisse in der Schweiz werfen ein beunruhigendes Licht auf die Wasserqualität in Flüssen, Seen und Bächen, insbesondere in landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Frühere Ankündigungen der Bundesregierung über einen möglichen Rückgang des Pestizideinsatzes werden durch die Ergebnisse dieser Studie nicht bestätigt.
Die Studie zeigt, dass viele Bäche fast „tot“ sind, betont ein neues Buch zur Biodiversität, das von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) veröffentlicht wurde. Das Buch betont die Bedeutung der Erhaltung der Artenvielfalt für die Erhaltung gesunder Ökosysteme.
In den meisten untersuchten Schweizer Bächen fanden Forschende des ETH-Wasserforschungsinstituts (Eawag) kaum Kleinlebewesen und Mikroben. Insgesamt untersuchten die Wissenschaftler 99 Flüsse. Viele weisen „erhebliche Defizite in ihrem ökologischen Zustand“ auf und können ihre Funktion als Tierlebensraum nur eingeschränkt erfüllen,
Die Schweizer Bundesländer kamen kürzlich in einem eigenen Memorandum zum Schluss, dass der „Aktionsplan Pflanzenschutzmittel“ in der Landwirtschaft auf Kurs ist. „Die Massnahmen der Landwirtschaft haben die Risiken für die Umwelt verringert“, schreibt der Bundesrat. Doch den Wissenschaftlern zufolge ist klar, dass es vielen kleinen Bächen und den Tieren darin immer noch nicht gut geht.
„Wir wissen, dass wir große Probleme haben, insbesondere bei intensiver Bewirtschaftung“, sagte Roberto Zanetti, Präsident des Schweizerischen Fischereiverbandes. Besorgniserregend ist der Befund, dass Insektenlarven in vielen kleinen Bächen kaum vorkommen. „Diese kleinen Lebewesen sind wichtiges Futter für die Fische.“ Zanetti weist darauf hin, dass viele Populationen in der Schweiz stark zurückgehen und stark gefährdet sind.
Schweizer Landwirte sind mit den neuen Erkenntnissen der Forscher nicht zufrieden. SVP-Abgeordneter Alois Huber ist Vizepräsident des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) und selbst Landwirt. „Wir sind sicherlich nicht unschuldig“, sagt Huber. Aber es ist zu einfach, den Bauern die Schuld zu geben. Tatsächlich habe die Landwirtschaft in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, sagt er. Heute werde etwa die Hälfte des Schweizer Getreides ohne den Einsatz von Herbiziden angebaut, sagt er.