Die Ukraine muss nicht nur die russische Invasion an der Ostfront stoppen und zurückdrängen, sondern auch die Halbinsel Krim von den Russen zurückerobern.
Dafür braucht Kiew viel mehr moderne westliche Waffenunterstützung wie Panzer und Drohnen und muss auch von der Blockade der Getreideexporte durch die Schwarzmeerhäfen gehoben werden. Es ist das erste Mal, dass die Rückeroberung der Krim als militärstrategisches Ziel genannt wird.
Dieses Plädoyer wurde vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj und Landwirtschaftsministern auf dem Jahrestreffen der Welthandelsorganisation WTO und in Gesprächen mit EU-Ministern und -Politikern vorgebracht. Der Agrarausschuss des Europäischen Parlaments erörterte die Exportsituation mit dem stellvertretenden ukrainischen Minister Markian Dmytrasevych.
Die Zahl der bepflanzten Felder in der Ukraine ist seit der russischen Invasion um ein Viertel zurückgegangen. Die Ernte wird wohl für den Eigenbedarf ausreichen, nicht aber für den Export. Der Rückgang ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass in Teilen des Landes gekämpft wird, sondern auch, weil Russland die Häfen blockiert.
Infolgedessen sind viele Lagerhäuser noch voller Getreide, das nicht entfernt wurde, und es gibt keinen Platz, um die Sommerernte zu lagern. Aus diesem Grund bauen viele ukrainische Landwirte weniger exportorientierte Pflanzen an und entscheiden sich beispielsweise für Sojabohnen.
Die Ernte beginnt im Juli und es gibt einen Mangel an Lagermöglichkeiten. Im besetzten ukrainischen gebieden gibt es noch etwa 10 Millionen Tonnen Lagerkapazität. „Wir werden die diesjährige Ernte nirgendwo lagern können und die Bauern werden ihre Produkte nicht verkaufen können. Sie bekommen kein Geld“, sagte der stellvertretende Minister Markian Dmytrasevych Anfang dieser Woche gegenüber Euractiv.
„Wir haben Pläne, zum Beispiel Zwischenlager: die sogenannten Plastiktüten, die 200.000 Tonnen fassen können. Die zweite Möglichkeit ist Fremdtechnologie: temporäre Silos. Grob gesagt ist es ein Boden auf dem Boden, damit keine Feuchtigkeit eindringen kann, mit einem Zelt darauf. Wir arbeiten jetzt aktiv mit den USA, Kanada und anderen Partnern zusammen, die über diese Technologie verfügen“, sagte der stellvertretende Sekretär.
Bundeskanzler Scholz muss noch bestätigen, dass er am Donnerstag mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi nach Kiew reisen wird. Vor allem in deutschen Medien wird viel über den Besuch der drei größten EU-Länder bei Selenskyj spekuliert.
Dies liegt vor allem an dem möglichen Beitrittskandidaten der Ukraine zur Europäischen Union. Eine Entscheidung darüber wird voraussichtlich nächste Woche beim EU-Gipfel in Brüssel fallen.