Militärbeamte aus Russland und der Ukraine haben eine Vereinbarung getroffen, ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer wieder aufzunehmen. Es könnte bereits nächste Woche auf einem UN-Sondergipfel entschieden werden.
UN-Chef António Guterres äußerte Hoffnung, sagt aber auch, dass Details noch ausgearbeitet werden müssten.
Berichten zufolge stimmt Russland einem Waffenstillstand für Getreidetransporte auf dem Seeweg zu, und die Türkei wird – unterstützt von den Vereinten Nationen – solche Getreideschiffe inspizieren, um die russischen Ängste vor Waffenschmuggel zu zerstreuen. Ein erster Testlauf aus Odessa soll zeigen, ob die Vereinbarungen tatsächlich funktionieren. Ein solches erstes Getreideschiff darf von der türkischen Marine begleitet werden.
Seit der russischen Invasion ist der Zugang zu ukrainischen Häfen gesperrt, teilweise aufgrund der Präsenz der russischen Kriegsflotte und teilweise aufgrund von Seeminen, die von den Ukrainern gelegt wurden, um die Russen von ihrem Küstengebiet fernzuhalten. Als Folge davon und durch die internationalen Sanktionen gegen Russland sind die Getreideexporte der beiden großen Getreidelieferanten über das Schwarze Meer weitgehend zum Erliegen gekommen.
Die Getreidekorridore, die die Europäische Union für ukrainische Getreideexporte in die Nachbarländer Polen, Moldawien und Rumänien schaffen will, zeigen bisher kaum Wirkung. EU-Politiker zeichneten darüber am vergangenen Montag ein besonders düsteres Bild.
Zwei Delegationen des Europäischen Parlaments haben in den vergangenen Wochen verschiedene Grenzübergänge zu Arbeitsbesuchen abgestattet. Ihr Bericht zeigt, dass die ukrainischen Getreideexporte vollständig zum Erliegen gekommen sind. Fast alle großen Abnehmer haben anderswo auf der Welt eingekauft, weil ukrainische Rohstoffe nur zu hohen Transportkosten und Versicherungsprämien zu bekommen sind.
Das ukrainische Getreide, das per Bahn und Lkw nach Polen gebracht wird, belegt dort den Lagerraum polnischer Getreidehändler. Danach landet dieses Getreide nicht im Nahen Osten oder in Nordafrika. Polnische Getreidehändler klagen bereits über unlauteren Wettbewerb durch nicht durchtransportiertes Getreide.