Deutsche Agrarverbände haben die Mitte-Links-Koalition in Berlin erneut aufgefordert, ein angekündigtes Verbot des Einsatzes einiger Chemikalien in der Landwirtschaft und im Gartenbau aufzugeben. Sie fordern außerdem eine Lockerung der strengeren Regeln gegen den Stickstoffverbrauch durch Düngung und Kunstdünger.
Die Agrarverbände und die CDU/CSU-Opposition sagen, dass die Landwirtschaft weiterhin dringend Pflanzenschutzmittel benötige und verweisen auf die enttäuschenden Getreide- und Obsternten im Jahr 2024. Der Deutsche Bauernverband (DBV) warnt, dass ein Verbot der ohnehin anfälligen Landwirtschaft schweren Schaden zufügen könnte.
Die diesjährige schlechte Ernte ist unter anderem auf die starken Regenfälle zurückzuführen, die Deutschland Anfang 2024 heimgesucht haben. Diese Niederschläge führten zu erheblichen Schäden im Obstanbau. Der Deutsche Bauernverband berichtet, dass die Obsternten in einigen Regionen bis 20% geringer ausfallen werden, was enormen Druck auf die ohnehin schon instabilen Agrarmärkte ausüben wird.
DBV-Vorsitzender Joachim Rukwied sagte in einer ersten Antwort, dass die Landwirtschaft auf Chemikalien angewiesen sei, um gute Ernten zu erzielen. Er betonte, dass sich die Situation aufgrund immer strengerer Vorschriften verschärfe.
Auch Rukwied äußerte seine Besorgnis über die Zukunft der Lebensmittelversorgung. Er forderte die Regierung auf, die Bedeutung des Agrarsektors anzuerkennen und sicherzustellen, dass die Landwirte über die Mittel verfügen, ihre Ernten zu schützen.
Nach Ansicht des DBV-Vorsitzenden muss die Idee einer Umstellung auf nachhaltigere Methoden mit realistischen Übergangsfristen und ausreichender Unterstützung durch die Regierung einhergehen.
Deutsche Ackerbauern beklagen, dass der Eiweißgehalt ihres Weizens unter die geforderten 12 Prozent zu sinken droht, weil sie weniger Stickstoff über (Kunst-)Dünger ausbringen dürfen. Einige würden dann planen, auf den Maisanbau umzusteigen. Dies würde auch die Qualität des deutschen „Brödchens“ unter Druck setzen.
In Deutschland werden jährlich bis zu 35.000 Tonnen Pestizide eingesetzt, häufig im Wein- und Hopfenanbau. Das entspricht etwa einem halben Kilo pro Einwohner. Apfelbäume werden in Deutschland mit Abstand am häufigsten besprüht: etwa 20 bis 30 Mal pro Saison. Chemisch-synthetische Pestizide sind in ihrem Anbau weitgehend verboten.