Die sieben reichsten westlichen Industrieländer und die Europäische Union wollen sicherstellen, dass die Ukraine trotz der russischen Invasion ein wichtiger Getreideexporteur bleiben kann. Derzeit lagern mehr als 25 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Häfen, hauptsächlich in Odessa, aber es kann wegen des Krieges nicht transportiert werden.
Die Europäische Union hat die Zollbehörden der vier EU-Nachbarn der Ukraine (Slowakei, Polen, Rumänien und Ungarn) aufgefordert, der Abwicklung ukrainischer Transporte Vorrang einzuräumen. Zuvor hatte die EU bereits beschlossen, alle Zölle auf die Einfuhr ukrainischer Produkte auszusetzen.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat zu Beginn der G7-Gespräche vor einer Ernährungskrise insbesondere in Afrika und im Nahen Osten als Folge des Krieges gewarnt. Es liegt nun an den sieben reichsten Demokratien der Welt, diese Länder nicht im Stich zu lassen, sagte sie. Deutschland ist derzeit rotierender Vorsitzender der G7.
Auch das G7-Agrarministertreffen findet an diesem Wochenende in Stuttgart statt. Minister Cem Özdemir warf Russland erneut vor, Hunger als Waffe einzusetzen. Gemeinsam mit dem EU und europäischen Partnern suchen die G7-Staaten nach alternativen Transportwegen für ukrainisches Getreide – auf dem Landweg, der Schiene oder über die Donau, sagte Özdemir im Deutschlandfunk.
Da die Züge in der Ukraine auf breiteren Gleisen fahren, muss alles an den Grenzübergängen der Nachbarländer umgeladen werden. Das führt zu Staus und Verzögerungen. Die EU hat europäische Spediteure aufgefordert, zusätzliches Umschlagequipment und Frachtcontainer zu schicken.
Unterdessen hat der russische Präsident Wladimir Putin eine Rekordernte und eine Steigerung der Exporte angekündigt. Nach vorläufigen Schätzungen könnte die Getreideernte 130 Millionen Tonnen erreichen, darunter 87 Millionen Tonnen Weizen, ein Rekord. Dies werde es Russland ermöglichen, nicht nur autark zu sein, sondern auch die Lieferungen an den Weltmarkt für seine Partner zu erhöhen, sagte Putin.
Die Ukraine wirft Russland vor, ukrainische Getreidesilos zu plündern und landwirtschaftliche Produkte zu stehlen.