Mehrere hundert österreichische Bauern demonstrierten in Wien, um auf eine bauernfreundliche Agrarpolitik aufmerksam zu machen. Die Demonstration fand vor dem Regierungsgebäude statt, in dem derzeit Verhandlungen über eine neue Regierungskoalition stattfinden.
Der Zeitpunkt der Demonstration wurde strategisch gewählt, da derzeit Verhandlungen zwischen der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der rechtsextremen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) stattfinden.
Ein früherer Koalitionsversuch zwischen ÖVP, Neos und SPÖ war Berichten zufolge vor allem wegen Meinungsverschiedenheiten in Wirtschafts- und Landwirtschaftsfragen gescheitert. Während die UBV-Anhänger den Druck erhöhen wollen, um ihre Forderungen auf der politischen Agenda zu halten, sind andere Agrarorganisationen angesichts der derzeit angespannten politischen Verhältnisse vorsichtiger.
Mit rund 100 Traktoren und mehreren hundert Teilnehmern marschierten österreichische Bauern zu den Regierungsgebäuden. Organisiert wurden die Proteste vom Unabhängigen Bauernverband (UBV). Die Bauern übergaben Parlamentspräsident Walter Rosenkranz eine Liste mit 42 Forderungen. Eine der Hauptforderungen besteht in der Ernennung eines unabhängigen Landwirtschaftsministers.
Die Bauern drängen auf zusätzliche Investitionen in den Agrarsektor von einer Milliarde Euro. Dieses Geld soll für tierfreundliche Stallungen und zur Belebung regionaler Wirtschaftsaktivitäten eingesetzt werden. Die Landwirte betonten, dass diese Maßnahmen dringend erforderlich seien, um den Sektor nachhaltig zu machen.
Ein wesentlicher Kritikpunkt ist die zunehmende Bürokratie in der Landwirtschaft. Symbolisch legten die Demonstranten einen Stapel Papier vor dem Parlament nieder, um auf die Verwaltungslast aufmerksam zu machen. Der UBV plädiert für eine Halbierung dieser Bürokratie, um den Landwirten die Arbeit zu erleichtern.
Bei dem Protest sprachen sich die Bauern auch gegen das Freihandelsabkommen Mercosur aus. Sie befürchten, dass dieses Abkommen zu unfairem Wettbewerb und schädlichen Folgen für die österreichische Landwirtschaft führen wird. Insbesondere die Unterschiede in den Umweltstandards und Produktionsvorschriften zwischen den EU- und den südamerikanischen Ländern werden als problematisch angesehen.
Landtagspräsident Rosenkranz äußerte Verständnis für die Anliegen der Bauern und versprach, den Forderungskatalog an alle Fraktionsvorsitzenden weiterzuleiten. Er betonte die Bedeutung einer starken und eigenständigen Landwirtschaft für Österreich.
Die Demonstration verlief friedlich und ohne Zwischenfälle. Inwieweit die Forderungen der Bauern in den Koalitionsverhandlungen eine Rolle spielen werden, ist noch unklar.