Die Behörden des Schweizer Kantons Wallis haben erstmals eine Jagdbewilligung zum Abschuss eines Wolfes erteilt. Es wird von einer kürzlich erweiterten Regelung Gebrauch gemacht.
Der betreffende Wolf hat in den letzten Wochen auf zwei Schweizer Steilalmen Äbnimatt und Münstiger Galen, wo keine Zäune möglich sind, mehr als zehn Schafe getötet.
Der öffentliche Druck auf die Regionalregierung des Südwestkantons Wallis hat in den letzten Wochen nach neuen Angriffen auf Nutztiere zugenommen. Der Schutz von Wolfsrudel fällt unter die nationalen Behörden, für Einzelwölfe jedoch unter die kantonalen Behörden.
Gemäss kantonalem Wolfsmonitoring wird angenommen, dass sich zwei einzelne Wölfe in dem Gebiet aufhalten. Am Dienstagabend ordnete der zuständige Staatsrat die Erschießung des Großraubtiers an.
Nach der letzte Woche überarbeiteten Jagdverordnung ist das Abschießen erlaubt, wenn ein einzelner Wolf innerhalb von vier Monaten zehn oder mehr Schafe oder Ziegen tötet. Zuvor gab es eine Grenze von fünfzehn getöteten Tieren in vier Monaten. Es ist das erste Mal, dass diese Schweizer Landesverordnung umgesetzt wird. Die Schießlizenz ist 60 Tage gültig.
Viehhalter in den Alpen sagen, dass die FFH-Richtlinie vor dreißig Jahren eingeführt wurde, um das Aussterben des Wolfes zu verhindern, aber dieses Risiko sei kein Thema mehr. Der Ruf nach einer Wiedereröffnung der Jagd wird lauter, doch Politiker fast aller Parteien erkennen an, dass dies aufgrund der europäischen Richtlinie noch nicht rechtlich möglich ist. Da es in den Bergen nicht immer möglich ist, Nutztiere mit Zäunen zu schützen, wird nun eine Ausnahme von der FFH-Richtlinie erwogen.
Es wird nun vorgeschlagen, kleine Weideschutzgebiete für Nutztiere auszuweisen, in denen nach Beschluss eines vierköpfigen Fachaufsichtsrats Wölfe gefangen oder gegebenenfalls erlegt werden dürfen. Einen ähnlichen Vorschlag machte kürzlich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Es steht jetzt auch im Wahlprogramm der CDU/CSU.
Auch in den niederländischen Grenzprovinzen und in Belgien gibt es immer mehr Stimmen, um Jagdverbote für Gänse und Wölfe zu lockern.